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- 08.08.2022
- von Katharina Raskob
Der Frontmann ist für die meistens Fans der Polarstern, auch wenn diesbezüglich – berechtigterweise – bandintern vielleicht ein differenzierteres Narrativ vorherrscht. Was passiert, wenn plötzlich jemand anderes das Mikrofon in die Hand nimmt? Die Geschichte ist reich an Beispielen: Man denke nur an Pink Floyd oder AC/DC, aber eben auch Queen, wo ein Adam Lambert längst nicht jeden von der heimischen Couch lockt.
Zwar ist Tom Meighan, der 23 Jahre das Zepter bei Kasabian in der Hand hatte, nicht gestorben, wurde jedoch 2020 wegen häuslicher Gewalt verurteilt, woraufhin die Band sich einvernehmlich von ihm trennte.
Übrig geblieben sind Chris Edwards, Ian Matthews und Sergio Pizzorno, der auf „The Alchemist’s Euphoria“ nicht mehr nur das Songwriting, sondern eben auch den Gesang übernimmt. Der ist grundsolide, steht seinem Vorgänger in Sachen Dringlichkeit und Akzentuierung allerdings etwas nach.
Der seit dem letzten Album leicht angeknackste Ruf, gleichsam Kritikerliebling als auch Beschwörer der Massen zu sein, gerät mit „The Alchemist’s Euphoria“ leider mehr ins Wanken.
Spätestens wenn man bei „Rocket Fuel“ angelangt ist, fragt man sich – während das orientalisch angehauchte Riff und die scharfen Beats einen förmlich ohrfeigen, ob man sich hier auf ein Prodigy-Album verirrt hat. Als euphorischer Abschluss einer pyrogetränkten Bühne auf dem Lieblingsfestival könnte man das feiern, in dem Kontext eines Kasabian-Albums bleibt man dann doch eher stirnrunzelnd zurück.
„Stricty Old Skool“ besänftigt anschließend etwas und macht seinem Namen, trotz dem ein oder anderen unnötig poppigen Effekt, alle Ehre. Trotzdem sucht man nach der unterkühlten Lässigkeit eines „Fire“ (vom 2009er Album “West Ryder Pauper Lunatic Asylum”) vergebens.
Davon könnte jedoch auch „The Wall“ eine Spur gebrauchen, das so als käsige 0815-Ballade maximal als Soundtrack zum Schwingen der Handyleuchte taugt.
Vielleicht schlagen Kasabian auf „The Alchemist’s Euphoria“ so wild in alle Richtungen aus, um zu zeigen, dass sie auch ohne Meighan genug kreative Energie haben, um ihre Band am Leben zu erhalten.
Und auch wenn die Entscheidung, sich von ihrem alten Frontmann zu trennen, gesellschaftlich die richtige war, wünscht man sich für die musikalische Zukunft lieber eine Rückbesinnung auf die alten Zeiten statt dieser zusammenhangloser Kreativität.
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